About a girl

Ich traf Dich am Haus, wo die Hyazinthen blühen. An einem lauen Sommerabend. 

Langsam kam ich den Berg hinauf, und sah das Haus durch einen Blütenregen. Die Krokusse verloren bereits ihre Blätter und wehten mir um die Nase. 

Je näher ich dem Haus kam, umso stärker wurde der Duft der Hyazinthen. Tief sog ich ihn ein, berauschte mich an diesem Wohlgeruch. 

Drinnen feierte man bereits das Fest, zu dem ich geladen wurde. Ich kam allein, all meine Freunde waren bereits dort. Doch ein mulmiges Gefühl beherrschte meinen Bauch. Ob ich Dich ahnte? Oder ob ich bloß ungern alleine in einen Raum voller Menschen kam? 

Auf dem Treppenabsatz hielt ich kurz inne. Atmete noch einmal das betörende Parfum der Hyazinthen ein, schloss die Augen und träumte mich damit ins Paradies.

Nur langsam streckte ich meine Finger nach der Tür aus. Ich hatte den Widerstand einer geschlossenen Tür erwartet, doch sie war nicht im Schloss. Erschrocken, dass sie sich so leicht öffnen ließ machte ich die Augen auf. Hinter der Tür war ein reges Treiben von Lachen, Musik, Worten, Beisammensein. 

Einsamkeit wurde hier zum leeren Wort. Für diesen einen Abend existierte sie nicht, konnte weder Ruhe noch Schwermut schenken. Wieder atmete ich tief ein, um diesen Moment mit allen Sinnen zu erleben. Um jede mögliche Erinnerung tief in mein Herz einzuschließen.

Ein Blick schweifte durch den Raum. Lauter wundervolle Menschen, die aus ihrem Inneren vor Lebensfreude sprühten. All die Schönheit verschlug mir den Atmen. Gab es den Himmel wirklich, hier auf Erden? Ich glaubte ihn gefunden.

Nach einigen Stunden saß ich mit einem Freund auf dem Balkon. Ein taubenblauer Holzzaun begrenzte ihn. Große Kübel mit Hortensien und Hyazinthen schmückten das Bild, das sich bot. 

Wir tranken Wein, der bereits in unseren Köpfen wirkte. Ein leichter Nebel hatte sich unserer Sinne bemächtigt und ein woliges Kribbeln lag in unseren Mägen. Wir ließen unsere Gedanken schweifen, umrundeten so die Welt und die Menschen. Was zählte war das Gefühl, nicht die Fakten.

Leise hörte ich dann die Holzdielen knacken. Aus dem Gespräch wendete ich meinen Kopf in deine Richtung. Wie aus dem Nichts standest Du jetzt vor mir. Als würdest du warten wollen. Deine Blicke irrten hektisch umher, bis ich sie auffing und festhielt. Nur einen Moment. Aber es reichte um uns zu verbinden, nur für diesen Moment. 

Später saßt Du neben mir. Wir tranken Wein und ich genoss diese goldene Zeit. Ich war gefangen davon, wie einfach es mit Dir war. Wie leicht die Zeit verrann. 

Wie lange hatte ich von einem Menschen geträumt, der mir sein Ohr leiht, so wie Du es tatest. Ohne Eigennutz, ohne Neugier. Dein stilles Zuhören war so aufrichtig interessiert. Dein Blick schien jedes Wort richtig zu verstehen. Niemals hatte ich mich so wohl gefühlt zu reden. Zu sprechen über mich und meine Belange. Niemals habe ich mich so frei dabei gefühlt. Völlig ohne Hast und ohne Angst zu langweilen. 

Endlich den Worten einmal freien Lauf lassen, als würde man nach langer Zeit einen Staudamm aus dem Flussbett nehmen. 

Dieser Abend hätte niemals enden sollen! Ich wollte mich mit Dir bis ans Ende der Welt träumen

Doch er fand ein Ende, dieser Abend. Viel zu jäh begannen die frühen Vögel zu singen, schickte die Sonne ihre ersten Strahlen auf uns nieder. Mittlerweile saßen wir schweigend nebeneinander. Lauschten dem Morgen und trieben auf dem Rausch des Weines und der Nacht.

Wenig später verabschiedeten wir uns. Kurz. Eine flüchtige Umarmung, ein scheuer Blick zum Schluss und Du warst verschwunden. Als wärest Du nur ein schöner Traum gewesen. Selbst die Erinnerung an dich liegt wie in weiter Ferne. Doch Du hast mir das Tor zu meinem Paradies geöffnet in dieser Nacht. 

In dieser Nacht, die 6 Jahre gedauert hat!

Und als sie endete, bist Du gestorben. Hast Dir das Leben genommen. Bist vorausgeeilt, in das Paradies, von dem wir immer träumten.

Still und leise bist Du mir entschlichen. Lässt mich zurück im Nirwana aber nicht ohne mir das Himmelreich gezeigt zu haben.

Mit Dir war das Leben wie ein Tanz, wie ein einziger Sommertag, taumelnd auf einer Blumenwiese. Deine Gedanken waren meine Gedanken, Deine Freude war die meine und meine Augen weinten 

Deine Tränen. 

Nun denke, lache und weine ich wieder für mich allein.

 Einsam ist´s so ohne Dich, ich kann nur sagen ich vermisse Dich!

Vielleicht sitzt Du jetzt vor dem Hyazinthen Haus. Lässt Dich betören von seinem wunderbaren Duft und schwelgst nun in Ewigkeit in diesem goldenen Moment. Vergiss bitte nicht, Dich hin und wieder umzusehen. Denn eines schönen Tages werde ich wie aus dem Nichts vor dir stehen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert