Pennyroyal tea

Habe mich in meiner Höhle verkrochen. Nur hier fühl ich mich sicher. Draußen tobt das Leben, es schreit mir regelrecht zu. Ich will´s nicht hör´n! Kann´s nicht mehr hör´n! 

Vollkommen allein. Nur so will´s mir recht sein. Menschen. Familie. Freunde. Sie widern mich an! Was aller Welt Halt gibt, bietet mir nur den Strick. 

Lügen, Intrigen, Verrat, Neid, Macht, Gier, Faulheit, Emotionslosigkeit, all diese Homo Faber. Hab´s satt deren Defizite auszugleichen. Hab´s satt für sie zu fühlen. Könnt kotzen, wenn ich bloß an sie alle denk´. 

Bin wie ein Junkie, der sein Verderben kennt und es sich jeden Tag auf´s neue holen muss. 

Verhungere, verdurste, erfriere, erstarre, verliere alles was mal schön war im Leben. Hab´s schon längst verloren. 

Kauernd in meiner Ecke. Heißer Pennyroyal Tee. Von hier schau ich raus. Friedlich ist´s da. Natur lebt vor sich hin. Von all dem Leid nichts wissend erschlägt sie mich mit unbändigem Leben. Erinnert mich wieder an meine Schmach. An mein unstillbares Leben. Pumpendes Blut in meinen Adern,  gehorsame Synapsen führen jeden Befehl aus. Sehn mich nach Ruhe, nach Schlaf, unendlich viel Schlaf! Das die Verantwortlichkeit endlich aufhört! All dieses Elend, wer soll´s ertragen? Wer könnt´s ertragen? Wann nur ist´s überstanden?

Hät so schön sein können, dies leidige Leben. Hät fleißig sein können, hät´s zu was gebracht. ´s hat nur die Richtung gefehlt. Die Hand, die mich ein Stück führt. Anstatt lauf ich durch Scherben. Verwand fühl ich mich dem Mob, nicht „Meines gleichen“. Das weitet den Blick, doch Wert hat´s keinen. Aber verstehen kann man, nur satt wird man nicht von. Leonard Cohen kann´s, aber den gibt´s schon.

Schwer sind mir die Augen und die Glieder. Schwer liegt mir der Kopf auf den Schultern. Sehn mich nach tiefem Schlaf. Mein Körper dürstet danach, doch mein Geist dreht sich wie wild. Ein Gedanke jagt den nächsten. Der Verstand versucht zu schlichten, aber es ist unmöglich. Er will am Leben erhalten was längst zum Tode verdammt ist. Das alte Ego ist schlauer, war es schon immer. Hat die besten Argumente, da machst de nix!

Im Kopf ist´s düster, schwärzeste Nacht. Kein Licht scheint mehr durch, alle sind sich einig. Noch tut´s weh, ja es zerreist mich schier. Tonlos reiß ich den Mund zum Schrei auf. Es erstickt mich, steckt zu tief, steckt zu fest. Mir versagen die Knie. Fall zu Boden. Kraftlos hock ich da. Tränen füllen meinen Kopf. Noch schwerer fällt er mir nach vorn. 

Schlag die Fäuste auf den Stein, den Kopf im Takt mit. Erst kraftlos und zart. Dann übermannt mich die Wut, die Trauer und die Kraft kehrt zurück. Immer härter werden die Schläge, immer öfter schlag ich auf. Es dröhnt im Kopf, wie in ´ner Kirchenglocke. Der Druck wird unerträglich. Härter schlag ich die Fäuste. Die Hände längst Blut überströmt, angeschwollen, gebrochen. Stärker knallt mein Kopf auf den Stein. Spür nix mehr außer dem Dröhnen im Hirn. Es pocht und trommelt. ´s Leben will raus, endlich raus aus diesem Kerker. 

Wut ist ein dankbarer Antreiber. Ihr ist´s egal, wenn der Körper rebelliert. Sie peitscht dich weiter.

Kurz vor´m Bersten löst sich auch der Schrei. Die Tränen schießen in Fontänen aus den Augen. Unendlich scheint dieser Schrei. Als könnt er neues Leben entfachen. Weiter schlag ich auf den Boden, bis der Druck endlich entweicht! Überglücklich strömt´s Leben aus ihm raus. Endlich erlöst! 

Mein Körper liegt da, hingestreckt auf dem kalten Stein. Übersät mit Blut, Hautfetzen, Knochenteilchen. Hände kann man nicht mehr erkennen. Geschwollene Armstümpfe in denen Knochen stecken. 

Der Schädel ist gespalten. `s Hirn tritt raus, Blut sickert draus hervor. Ein Gesicht ist kaum noch zu erkennen. Doch man erahnt wo Mund und Augen saßen. Ein Lächeln zieht sich übers zersprungene Antlitz, in den Augen der Glanz von schwarzen Sternen. 

Endlich hab´ ich gefunden, was ´s Leben mir wollt vorenthalten.

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